Das Leben und der künstlerische Werdegang Gerhard Richters

Er wolle jetzt seine Ruhe haben, dennoch sei er "verführbar", so gibt er der Presse 2014 in der Fondation Beyeler Auskunft über sein letztes Projekt. Dem solle keines mehr folgen. Oder doch? Richter spricht von Ideen, von denen er jedoch noch nichts preisgeben möchte.
Gerhard Richter wurde 1932 in Dresden geboren, wo er seine frühe Kindheit verbrachte. Die Familie siedelte aber bereits 1935 nach Reichenau und später nach Waltersdorf über. Gerhard Richter war ein schlechter Schüler, der in seinen frühen Jugendjahren ein besonderes Interesse für Kunst entwickelte. Im Jahre 1948 schloss er die Handelsschule in Zittau ab. Zwar hatte er, um seine künstlerischen Fähigkeiten weiterzuentwickeln, eine Abendschule besucht, sich mit der Arbeit als Künstler eine Existenz aufzubauen, hielt er aber nicht für möglich. Er versuchte sich zunächst als Gestalter von politischen Transparenten und scheiterte. Dann arbeitete er als Prospektmaler und Bühnenbildner in Zittau, auch dies war nicht von Dauer. Über den Umweg als Angestellter eines staatseigenen Betriebes schaffte er schließlich die Aufnahme an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden und kehrte 1951 in die Stadt seiner Geburt zurück. Richter widmete sich nun der Wandmalerei. Dieses Arbeitsfeld unterlag in der DDR starken Restriktionen. Richter sehnte sich nach Möglichkeiten künstlerischer Verwirklichung. Im März 1961 verließ er, wie er selbst sagte, nicht leichtfertig, die DDR über Westberlin.
Er immatrikulierte, trotz seines bereits in Dresden erworbenen Abschlusses, an der staatlichen Kunstakademie Düsseldorf. Dort entschied er sich für die Klasse von Karl Otto Götz. Seit 1963 begann Richter Fotografien zu nutzen, er arbeitet mit der durch Fotografie erzeugten Unschärfe und in Schwarz-Weiß. Bereits jetzt nutzte er die ganze Bandbreite an Motiven, wie Menschengruppen, Landschaften, Stadtansichten, Stillleben und Akte. Vornehmlich aber schaffte er Porträts.

Berühmte Werke

Vom sozialistischen Realismus kommend, griff Gerhard Richter Elemente auf, und ironisierte diese. Die Bezeichnung Kapitalistischer Realismus schien ihm jedoch zu plakativ. Er hatte sich bereits in vielen Stilen ausprobiert. Besonders die Freiheit bei der Wahl seiner Motive reizte ihn. Aus den 60er Jahren sind besonders die frühen "Foto-Bilder" bekannt. Zu ihnen gehören "Tisch" (1962) und "Bomber" (1963). Die spartanischen Titel benennen, was auf den schwarz-weißen Bildern zu sehen ist. Sie sind stark an die Pop-Art angelehnt.
Das Jahr 1966 gilt als Jahr seines Durchbruchs, außerdem entdeckte er geometrische Formen als zusätzliches Stilmittel. Hierzu zählen "Zwölf Farben" (1966) und "192 Farben" (1966). Zufall oder mathematische Regel, was bildet die Grundlage der abstrakten Arbeiten Gerhard Richters? Reine Abstraktion oder das Detail von etwas ganz Konkretem?
Richter experimentierte auch mit Bildformaten: Aus dem Jahr 1980 stammt das Werk "Gelber Strich (auf Rot)". Hier zeigte Richter tatsächlich nur einen gelben Strich, dessen Größe etwa einen halben Meter betragen haben soll und nun zwei insgesamt 20 lange Leinwände einnimmt.
Richter bemängelt, dass es heutzutage an "Kriterien für gute Kunst" fehle, denn die Menschen wüssten "gar nicht mehr, was sie sich an die Wände hängen". Was solche Kriterien seien, verrät Richter freilich nicht, aber die Farbe Grau habe er schon immer gemocht, meint er scherzhaft. Tatsächlich bestehen Richters Kriterien für gute Kunst in ästhetisch durchdachten Konzepten und der Darstellung hintergründiger und brisanter Themen. Gerhard Richter schafft Bilder, die ansprechend sind und im Gedächtnis verbleiben. Zahlreiche Reproduktionen und Poster-Kunstdrucke zeugen von seiner Popularität.